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Ausstellung in den Betriebsstätten der ehemaligen Isarthalbahn
Veranstalter: www.kunst-im-bau.org
Im Sommer des Jahres 1981 und später in dem des Jahres 1987 erkundete ich zufuß die Gegend um Lengenwies, das zwischen Eurasburg und Beuerberg im Münchner Voralpenland liegt. Damals arbeitete ich jeweils am ersten, dann am zweiten Umbau eines riesigen Anwesens mit. Beim zweiten hatten wir uns den Dachstuhl vorgenommen. Wir rissen den ersten ab, weil er zu schwer war, und setzten einen neuen auf. Abends ließen wir die Beine nach draußen baumeln, hielten uns an einer Flasche Bier fest und betrachteten unspektakuläre Sonnenuntergänge.
Mein eigentliches Interesse allerdings galt den blühenden Pflanzen. Beispielsweise stieg ich frühmorgens vor Arbeitsbeginn auf Storchenbeinen über taunasse Wiesen und betrachtete Blütenformen. An den arbeitsfreien Tagen und den Wochenenden schritt ich die Umgegend ab und erstellte in meinem Kopf so etwas wie eine topographische Karte mit Höhenlinien. Etwa fünfzig Meter über dem Fluss stieß ich auf ein völlig zugewuchertes, ehemals aufgeschottertes, ebenes und schmales Band, das sich zwischen dichten Gebüschen hindurch schlängelt. Der Untergrund ist dort ein wenig kalkhaltig. Wer Pflanzen anschaut, erhält neben der Systematik, die auf Linné zurückgeht, und den physiologischen Eigenheiten, die auf Darwin und besonders auf seinen Sohn Francis zurückgehen, Auskünfte über den Boden. Nimmt man die Erkenntnisse von Delpino, einem italienischen Biologen, hinzu, ist man vollauf ausgestattet.
Es gibt ein einfaches Pflanzenbestimmungsbuch, das heißt: Was blüht denn da? Damals trug ich es ständig mit mir herum. Wie zu Spitzwegs Zeiten die Botanisierbüchse, war es mein Ausweis.
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Das in ebener Fläche aufgeschüttete Band, das erkannte ich vage, ist ein still gelegtes Gleisbett. Dem fehlten die Schienen. Dafür standen überall dornige Schlehenhecken. An denen zerriss ich mir die Kleidung und am Ginster fing ich mir Zecken ein. Sobald sich freie Flächen öffneten, bildeten sich abgeschiedene, sonnige Oasen. Dort standen Pflanzen, hinter denen ich seit Langem her war. Es sind Ragwurzen, auch Knabenkräuter genannt, eine heimische Art wilder Orchideen. Sie sind wärmeliebend und selten. Ihre Blüten sind kompliziert gebaut und ihre Namen häufig auf Insekten bezogen, von denen sie beflogen werden. Beispielsweise gibt es eine Hummelragwurz. Ihre Blüte ist groß und samtig behaart. Es heißt, ihre Form ähnele dem Hinterleib einer Hummel. Viele sind nicht einheitlich farbig, sondern mehrfarbig. Das Bestimmungsbuch ordnet sie unter rot ein, was ich für verfehlt halte, denn ihr Mittelteil ist bestenfalls braun. Es heißt weiter: „Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der Knabenkräuter haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben.“
Als ich betreffs des verwunschenen Gleisbetts, das heute ein geteerter Fahrradweg ist, herumfragte, wussten vorwiegend die alten Leute Bescheid. Es sei ehemalig, hörte ich, und habe in die Landeshauptstadt hinein geführt, bis an deren südliche Grenze. Es habe zur Isarthalbahn gehört, aber das sei, wie gesagt, lang her. Als Schlaumeier wollte ich wissen, wie man von einer Isarthalbahn sprechen könne, wenn unten sich die Loisach dahin winde. Die alten Leute starrten mich entgeistert an. Erst hatten sie mich umstanden, jetzt lösten sie sich und diskutierten untereinander weiter. Sie sprachen auf eine Weise davon, als sei die Sache in ihrer Kindheit bereits zu Ende gegangen. Manche behaupteten, die Hauptstrecke habe sowieso in Wolfratshausen geendet, sei aber bis dorthin lang betrieben worden und mit Elektrik. Andere widersprachen und benannten Beuerberg als Endstation, wieder andere wollten weit darüber hinaus gefahren sein, bis an die ersten Ausläufer des Gebirges.
Die Arbeit war direkt auf die Wand gestempelt