2013

Pfisterbiene

Eines Tages entdeckte ich auf dem Einwickelpapier einer Münchner Bäckereikette eine Biene. Da man das Papier ständig neu druckte und das Motiv von der Größe her veränderte, wurde der Bienenkörper gelegentlich riesig, dann schrumpfte er auf das Originalmaß einer echten Biene oder wurde so klein, dass er kaum ins Auge fiel. Lange prangte sie in sehr hellem Blau, dann wurde sie dunkelblau. Das Papier selbst wirkt sehr einfach und ich begann, mich zu wundern, wie das Brot so lange frisch bleiben konnte. Dann fiel mir auf, dass außen das Bedruckte liegt, und innen ist eine hauchdünne Plastikfolie aufgezogen. Die lässt sich mit etwas Geschick abziehen. Zusätzlich sind alle paar Zentimeter kleine Luftlöcher eingestanzt. Das Brot bleibt lange frisch und ich staunte, wie weit die Kenntnis über dessen Alterungsverhalten fortgeschritten ist.

Nachdem die Folie abgezogen ist, bleibt ein hauchdünnes Papier, es kann höchstens 20 Gramm schwer sein. Beim Aufkleben scheint sofort die Farbe des Untergrundes durch.

Da viele Freunde in München leben und Filialen in direkter Nähe ihrer Wohnungen liegen, bat ich sie, diese Bienen für mich zu sammeln. Daraus entwickelte sich dann beinahe ein Sport. Plötzlich drückten mir Freunde von Freunden, Menschen, die ich gar nicht kannte, kleine Umschläge in die Hand, in denen sich einige ausgeschnittene Bienen fanden. Manche Sammler lernte ich nicht einmal kennen, denn sie ließen unbekannterweise, wenn sie die Gemeinschaftswohnung betraten, ihren Umschlag auf dem Kühlschrank liegen. Es wurde ein Spiel, bis ich eine ganze Schachtel davon füllen konnte, in den verschiedensten Größen und Farben. Danach ließ ich weitersagen, als handle es sich um Stille Post, dass es nun genug sei.

Leabhar Cheanannais

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Orientalische Mörtelwespe

Im Jahr 2013 gab es einen milden Sommer und ich hatte wochenlang das Fenster geöffnet. Während dieser Zeit baute ein mir unbekanntes Insekt so etwas Ähnliches wie Amphoren aus hartem, leicht porösem Lehm. Sie waren oben wie unten gleich geformt und an der Innenseite einer ledernen Fototasche befestigt. Darin befand sich eine veraltete analoge Kamera, mit der ich früher fotografiert hatte. Ich öffnete die Tasche nie und holte sie nie vom Schrank, wollte sie aber auch nicht weggeben. Ich fragte mich jedoch, ob das Insekt das gewusst haben konnte. Vielleicht war ich mitsamt meinen Gewohnheiten ausgekundschaftet worden. Als es dann kälter wurde und ich das Fenster geschlossen hatte, flog das Insekt von innen gegen die Scheibe und landete auf dem unteren Falz. Es hatte wohl nach seiner Brut sehen wollen. Meine Tochter war gerade da und wir machten Fotos und versuchten, seine Gattung zu bestimmen, wir wollten wenigstens den Namen erfahren.

Jahre später, nachdem die Redakteurin des Blogs www.wildermeter.de die Bilder in ein Bestimmungsforum gestellt hatte und Spezialisten sich darüber hermachten, erfuhr ich, was für eine Art es gewesen war. Es handelte sich um die Orientalische Mörtelwespe, die eigentlich aus Indien und Nepal stammt. Ihr Hinterleib ist braun und schwarz und gelb gestreift, die Einschnürung lang, die Beine leicht rötlich. Wir ließen sie gleich hinausfliegen und sie ließ sich dafür nicht mehr blicken. Sie ist eine harmlose Wespenart. Sie betäubt Spinnen und legt sie ihrer Brut als Nahrung bei.

Aus den ägyptischen Lehmgefäßen schlüpfte später keine Brut. Wir wollten sie nicht aufbrechen, sondern bewunderten ihre hermetische Form von außen. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf die Tasche gekommen war. Manchmal versetzt man sich in etwas hinein, und sei es eine seltene Wespe und denkt sich den unmöglichsten Platz aus.

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