2001

Alpenblumen

Durch Zufall, wahrscheinlich während eines Flohmarktganges, geriet ich an das Buch „Alpenblumen“. Es heißt darin, dass die Gewächse der Hochlagen mehr mit ihren Verwandten in der arktischen Tundra gemeinsam haben, als mit den hier heimischen. Das Buch spricht von einem möglichen Klimawandel und erschien bereits im Jahr 1977.

Die Arbeit besteht aus möglichst hell gehaltenen, schwarz-weißen Kopien der Blüten im Buch. Einige hatte ich vergrößert und dem Format DIN A3 angepasst. Diese alle kolorierte ich mit Buntstiften nach der wiederum gedruckten Vorlage im Buch. Während der Schulzeit, etwa 25 Jahre zuvor, hatte mir jemand ein dreißigteiliges Buntstiftset geschenkt. Das verwendete ich. Die Arbeit bezieht, wenn man sie genau betrachtet, die unterschiedlichen Ebenen des Abbildens in sich ein. Final ist es so, als drehe man sich einmal im Kreis.

Es war ein warmer, gleichmäßiger Frühling und kein zu heißer Sommer, und ich arbeitete vorwiegend im Garten. Dort saß ich und strichelte auf den Blättern herum. Den schwarzweißen Untergrund kann man nicht mehr ausmachen, zehn bis fünfzehn Schichten Farbe überdecken ihn.

Für die höheren Lagen existiert in der Schweiz eine eigene Bienenrasse, von der im Film More Than Honey die Rede ist. Sie heißt apis nigra und ist nicht zu verwechseln mit der ape nera (sicula), die im großen Stil auf den Liparischen Inseln rückgezüchtet wird. (Sie war früher auf Sizilien heimisch, wurde jedoch von einer anderen Rasse vertrieben, ich vermute, es war die ligustica. Der Vorteil der nera-Rasse ist, wie ich hörte, dass sie zweimal pro Jahr in Brut geht, genau zu der Zeit, wenn es auf Sizilien regnet und die Pflanzen blühen. Allmählich soll sie nun ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet zurückerobern. Diese Maßnahme wird vom slowfood-Verband in Italien finanziell unterstützt.)

Halbhohe Lagen der Schweizer Alpen sind das natürliche Habitat der nigra. Sie geht spät in Brut, denn ihre Brutphase ist auf den örtlichen Bewuchs abgestimmt. Mich erstaunte, als ich das Buch durchblätterte und die darin abgebildeten Pflanzen sah, dass ich einigen, außer natürlich Glockenblumen und Krokussen, und den Lilien, dem Löwenzahn, den Kartäusernelken, nie zuvor begegnet war. Sogar das Edelweiß mit all seinen heimatlichen Bezügen ist für mich quasi eine Phantompflanze. Ich sah es ein oder zwei mal zwischen Felsen stehen. Um die nigra-Rasse kümmern sich die in den Schweizer Alpen beheimateten Imker. Darüber hinaus ist sie kaum bekannt. Als zähe Gebirgsrasse eignet sie sich weniger für das flache Land.

Vom imkerlichen Standpunkt her ist die Alpenblumen-Arbeit nicht besonders wichtig, da ihre Aussage in ihrem hermetischen Bildaufbau liegt. Sie stellt keinen aktiven Bezug zu den Bienen her. Dennoch ist sie hier mit aufgenommen, da sie pflanzenkundliche Aufschlüsse liefert.

Davon ist von der äußeren Erscheinung her bereits etwas feststellbar. Ein gemeinsamer Nenner dieser Pflanzen liegt in ihrem Wurzelwerk. Die Adern müssen sich ihren Weg zwischen Brocken und Spalten im Gestein hindurch suchen, wodurch sie sich fest an den Untergrund klammern. Die Pflanzen sind stark wechselnden klimatischen Bedingungen ausgesetzt, weit oben liegen sie sogar unter Schnee. Ihr oberirdischer Aufbau wechselt je nach dem Gebiet, wo sie vorkommen. Vor allem die in den hohen Lagen ducken sich an den Boden.

Parallel fertigte ich eine große Stempelarbeit und brachte beide in Zusammenhang. In der Hängung ordnete ich sie an wie Bäume. Ich hatte die Rathausgalerie zur Verfügung bekommen und bat zwei Künstler, die ich kannte, hinzu. Eine Ausstellungsansicht fehlt mir allerdings.

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Imkerregal

Die umfangreiche Bestückung des Regals war von einer Firma für Imkereibedarf ausgeliehen. Ich hatte zunächst mit der Hauptstelle in der Rheinpfalz verhandelt, dann bekam ich von einem kleinen Laden nördlich von München die Erlaubnis, mir für einen Monat so viel zu borgen, wie ich brauchte. Der Einfachheit halber nahm ich von jedem Gegenstand ein Stück. Kein Imker hat übrigens Verwendung für all diese Geräte. Die meisten werden nur das grundlegende Rüstzeug brauchen. Als ich anfing, Bienen zu halten, kam ich mit dem Minimum aus. Erst nach und nach kaufte ich mir Kübel und Rähmchen und lieh mir von einem Freund, der aufgehört hatte, seine rostige Drei-Waben-Schleuder. Und selbst dann besaß ich kein Zehntel dessen, was im Regal lag.

Aus den Geräten lässt sich rekonstruieren, worin das Tätigkeitsfeld des Imkers besteht. Während der Ausstellung konnte ich beobachten, wie Besucher neugierig das Regal umstanden und darüber debattierten, wofür die einzelnen Elemente gebraucht werden mochten. Eine überwiegende Reihe von Gegenständen sperrt sich der einfachen Entschlüsselung. So war allgemein zwar klar, dass es sich um Imkereibedarf handeln muss, das zeigte auch der Titel an, im Einzelnen blieben die Utensilien in ihrer Verwendung den Besuchern aber rätselhaft.

Die Herkunft der Gerätschaften, die das Berufsbild Imker aufspannen, hat, wie ich meine, zweierlei Wurzeln. Zum einen finden sich Gegenstände, die für bestimmte Erfordernisse entworfen wurden. Sie sind aus einem Bastelgestus entstanden, sie folgen einfach der Spur des Notwendigen, und danach sind sie ohne erhebliche formale Glättung in Serie gefertigt worden. Sie strahlen einen vorindustriellen Charme aus. Die übrigen Geräte sind fremden, manchmal weit entfernten Tätigkeitsbereichen entlehnt. Das maximale Beispiel ist der Baustellenquirl (jedoch aus Edelstahl), mit dem anstatt Beton nun Honig gerührt wird. Ebenfalls ein anspruchsvolles Element ist ein kleiner Transformator, der bei Modelleisenbahnen zum Einsatz kommt. Imker, die ihre alten Rähmchen erneut verwenden, ziehen einen Edelstahldraht mittig ein. Mithilfe des Transformators werden der Draht erhitzt und wächserne Mittelwände eingelötet.

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