Autor: Christoph

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Ab dem Jahr 2012 begann ich, den informatischen Austausch zwischen Bienen und Pflanzen oder zwischen ihnen untereinander zu untersuchen. Augenscheinlich müssen Informationen hin und her gereicht werden, wenn sich Bienen und Pflanzen über den Zeitpunkt der täglichen Nektarabsonderung abstimmen und diesen möglicherweise verschieben, oder wenn die Pflanzen die Nektarzusammensetzungen ändern, damit die Bienen lieber kommen, oder wenn sie zu den anderen Maßnahmen greifen, die schon erwähnt worden sind. In all diesen Fällen müssen die Pflanzen sich untereinander verständigen.

Mir fielen Formen auf, die gar keinen anderen Schluss zulassen, als dass sich Bienen verschiedener Völker vernetzen. Spannend wird es, finde ich, wenn Völker untereinander kommunizieren, die nebeneinander oder am selben Stand stehen. Sie tauschen beispielsweise genetische Informationen aus, wenn die Königin des einen durch Drohnen aus mehreren anderen befruchtet wird. In geografisch ähnlichen Gegenden kann es ein Schwarmjahr geben, in dem sich Bienen häufig teilen, während in anderen Jahren absolute Stille herrscht. Dies könnte auf eine klimatische Information zurückgehen.

Bienen hinterlassen auf Blüten, die sie gerade abgeerntet haben, deren Nektar zur Gänze von ihnen aufgeschlürft wurde, eine Geruchssignatur. Das hält andere Bienen, womöglich andere Insekten jeglicher Art, davon ab, dort zu suchen. Es spart Zeit. Pflanzen produzieren den Nektar schnell neu, oft zweimal täglich in größerem Umfang, so dass die Signatur bis dahin, so vermutete ich, verflogen sein muss.

Solche Geheimnisse sammelte ich zunächst, bevor ich ihnen auf den Grund gehen wollte. Ich legte eine Liste an. Doch das Vorhaben blieb unsystematisch und aus wissenschaftlicher Sicht laienhaft. Wie ich später erfuhr, wurden gerade diese Themen von führenden Botanikern vorangetrieben.

Categories: 2012

Pfisterbiene

Eines Tages entdeckte ich auf dem Einwickelpapier einer Münchner Bäckereikette eine Biene. Da man das Papier ständig neu druckte und das Motiv von der Größe her veränderte, wurde der Bienenkörper gelegentlich riesig, dann schrumpfte er auf das Originalmaß einer echten Biene oder wurde so klein, dass er kaum ins Auge fiel. Lange prangte sie in sehr hellem Blau, dann wurde sie dunkelblau. Das Papier selbst wirkt sehr einfach und ich begann, mich zu wundern, wie das Brot so lange frisch bleiben konnte. Dann fiel mir auf, dass außen das Bedruckte liegt, und innen ist eine hauchdünne Plastikfolie aufgezogen. Die lässt sich mit etwas Geschick abziehen. Zusätzlich sind alle paar Zentimeter kleine Luftlöcher eingestanzt. Das Brot bleibt lange frisch und ich staunte, wie weit die Kenntnis über dessen Alterungsverhalten fortgeschritten ist.

Nachdem die Folie abgezogen ist, bleibt ein hauchdünnes Papier, es kann höchstens 20 Gramm schwer sein. Beim Aufkleben scheint sofort die Farbe des Untergrundes durch.

Da viele Freunde in München leben und Filialen in direkter Nähe ihrer Wohnungen liegen, bat ich sie, diese Bienen für mich zu sammeln. Daraus entwickelte sich dann beinahe ein Sport. Plötzlich drückten mir Freunde von Freunden, Menschen, die ich gar nicht kannte, kleine Umschläge in die Hand, in denen sich einige ausgeschnittene Bienen fanden. Manche Sammler lernte ich nicht einmal kennen, denn sie ließen unbekannterweise, wenn sie die Gemeinschaftswohnung betraten, ihren Umschlag auf dem Kühlschrank liegen. Es wurde ein Spiel, bis ich eine ganze Schachtel davon füllen konnte, in den verschiedensten Größen und Farben. Danach ließ ich weitersagen, als handle es sich um Stille Post, dass es nun genug sei.

Leabhar Cheanannais

Categories: 2013

Orientalische Mörtelwespe

Im Jahr 2013 gab es einen milden Sommer und ich hatte wochenlang das Fenster geöffnet. Während dieser Zeit baute ein mir unbekanntes Insekt so etwas Ähnliches wie Amphoren aus hartem, leicht porösem Lehm. Sie waren oben wie unten gleich geformt und an der Innenseite einer ledernen Fototasche befestigt. Darin befand sich eine veraltete analoge Kamera, mit der ich früher fotografiert hatte. Ich öffnete die Tasche nie und holte sie nie vom Schrank, wollte sie aber auch nicht weggeben. Ich fragte mich jedoch, ob das Insekt das gewusst haben konnte. Vielleicht war ich mitsamt meinen Gewohnheiten ausgekundschaftet worden. Als es dann kälter wurde und ich das Fenster geschlossen hatte, flog das Insekt von innen gegen die Scheibe und landete auf dem unteren Falz. Es hatte wohl nach seiner Brut sehen wollen. Meine Tochter war gerade da und wir machten Fotos und versuchten, seine Gattung zu bestimmen, wir wollten wenigstens den Namen erfahren.

Jahre später, nachdem die Redakteurin des Blogs www.wildermeter.de die Bilder in ein Bestimmungsforum gestellt hatte und Spezialisten sich darüber hermachten, erfuhr ich, was für eine Art es gewesen war. Es handelte sich um die Orientalische Mörtelwespe, die eigentlich aus Indien und Nepal stammt. Ihr Hinterleib ist braun und schwarz und gelb gestreift, die Einschnürung lang, die Beine leicht rötlich. Wir ließen sie gleich hinausfliegen und sie ließ sich dafür nicht mehr blicken. Sie ist eine harmlose Wespenart. Sie betäubt Spinnen und legt sie ihrer Brut als Nahrung bei.

Aus den ägyptischen Lehmgefäßen schlüpfte später keine Brut. Wir wollten sie nicht aufbrechen, sondern bewunderten ihre hermetische Form von außen. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf die Tasche gekommen war. Manchmal versetzt man sich in etwas hinein, und sei es eine seltene Wespe und denkt sich den unmöglichsten Platz aus.

Categories: 2013

treppauf treppab

Ausstellung in den Betriebsstätten der ehemaligen Isarthalbahn

Veranstalter: www.kunst-im-bau.org

Im Sommer des Jahres 1981 und später in dem des Jahres 1987 erkundete ich zufuß die Gegend um Lengenwies, das zwischen Eurasburg und Beuerberg im Münchner Voralpenland liegt. Damals arbeitete ich jeweils am ersten, dann am zweiten Umbau eines riesigen Anwesens mit. Beim zweiten hatten wir uns den Dachstuhl vorgenommen. Wir rissen den ersten ab, weil er zu schwer war, und setzten einen neuen auf. Abends ließen wir die Beine nach draußen baumeln, hielten uns an einer Flasche Bier fest und betrachteten unspektakuläre Sonnenuntergänge.

Mein eigentliches Interesse allerdings galt den blühenden Pflanzen. Beispielsweise stieg ich frühmorgens vor Arbeitsbeginn auf Storchenbeinen über taunasse Wiesen und betrachtete Blütenformen. An den arbeitsfreien Tagen und den Wochenenden schritt ich die Umgegend ab und erstellte in meinem Kopf so etwas wie eine topographische Karte mit Höhenlinien. Etwa fünfzig Meter über dem Fluss stieß ich auf ein völlig zugewuchertes, ehemals aufgeschottertes, ebenes und schmales Band, das sich zwischen dichten Gebüschen hindurch schlängelt. Der Untergrund ist dort ein wenig kalkhaltig. Wer Pflanzen anschaut, erhält neben der Systematik, die auf Linné zurückgeht, und den physiologischen Eigenheiten, die auf Darwin und besonders auf seinen Sohn Francis zurückgehen, Auskünfte über den Boden. Nimmt man die Erkenntnisse von Delpino, einem italienischen Biologen, hinzu, ist man vollauf ausgestattet.

Es gibt ein einfaches Pflanzenbestimmungsbuch, das heißt: Was blüht denn da? Damals trug ich es ständig mit mir herum. Wie zu Spitzwegs Zeiten die Botanisierbüchse, war es mein Ausweis.

Unknown authorUnknown author, Cagecunninghamdiba-300×233, Unknown

Das in ebener Fläche aufgeschüttete Band, das erkannte ich vage, ist ein still gelegtes Gleisbett. Dem fehlten die Schienen. Dafür standen überall dornige Schlehenhecken. An denen zerriss ich mir die Kleidung und am Ginster fing ich mir Zecken ein. Sobald sich freie Flächen öffneten, bildeten sich abgeschiedene, sonnige Oasen. Dort standen Pflanzen, hinter denen ich seit Langem her war. Es sind Ragwurzen, auch Knabenkräuter genannt, eine heimische Art wilder Orchideen. Sie sind wärmeliebend und selten. Ihre Blüten sind kompliziert gebaut und ihre Namen häufig auf Insekten bezogen, von denen sie beflogen werden. Beispielsweise gibt es eine Hummelragwurz. Ihre Blüte ist groß und samtig behaart. Es heißt, ihre Form ähnele dem Hinterleib einer Hummel. Viele sind nicht einheitlich farbig, sondern mehrfarbig. Das Bestimmungsbuch ordnet sie unter rot ein, was ich für verfehlt halte, denn ihr Mittelteil ist bestenfalls braun. Es heißt weiter: „Die zwei hodenförmigen Wurzelknollen der Knabenkräuter haben der gesamten Pflanzenfamilie ihren Namen gegeben.“

Als ich betreffs des verwunschenen Gleisbetts, das heute ein geteerter Fahrradweg ist, herumfragte, wussten vorwiegend die alten Leute Bescheid. Es sei ehemalig, hörte ich, und habe in die Landeshauptstadt hinein geführt, bis an deren südliche Grenze. Es habe zur Isarthalbahn gehört, aber das sei, wie gesagt, lang her. Als Schlaumeier wollte ich wissen, wie man von einer Isarthalbahn sprechen könne, wenn unten sich die Loisach dahin winde. Die alten Leute starrten mich entgeistert an. Erst hatten sie mich umstanden, jetzt lösten sie sich und diskutierten untereinander weiter. Sie sprachen auf eine Weise davon, als sei die Sache in ihrer Kindheit bereits zu Ende gegangen. Manche behaupteten, die Hauptstrecke habe sowieso in Wolfratshausen geendet, sei aber bis dorthin lang betrieben worden und mit Elektrik. Andere widersprachen und benannten Beuerberg als Endstation, wieder andere wollten weit darüber hinaus gefahren sein, bis an die ersten Ausläufer des Gebirges.

Die Arbeit war direkt auf die Wand gestempelt

Categories: 2014

Magnetfeldorientierung

Das Bienenlexikon erklärt: „Bei älteren Bienenlarven und während der Puppenphase werden im vorderen Bereich des Hinterleibs in der Nähe des einen der beiden Schweresinnesorgane über eine Million feiner, parallel ausgerichteter, eisenhaltiger Kristalle, wahrscheinlich Magnetitpartikel angehäuft, die durch nichtmagnetische Substanzen voneinander getrennt sind. Diese eisenhaltigen Teilchen bewirken die Entstehung eines senkrecht zur Körperachse der Biene gelagerten Magnetfeldes. Die Wachstumsrichtung der Magnetitkristalle, die zur Ausrichtung des remanenten Magnetfeldes führt, wird offensichtlich während der Puppenruhe festgelegt. Bei frisch getöteten (?) Bienen ließ sich nachweisen, dass die Magnetfeldlinien in der horizontalen Ebene des Bienenkörpers verlaufen. Die Bienen sind mithilfe des Magnetfeldes in der Lage, die Feldlinienrichtung des Erdmagnetfeldes und auch dessen diurnale Schwankungen wahrzunehmen. Auf diese Weise wird (…) ein exakter Zeitgeber wirksam, der den Tagesrhythmus der Honigbienen bestimmt.“

Der geografische Nordpol und dessen Gegenüber, der Südpol, richten sich nach der Achse, um die sich die Erde dreht. Von dort gehen die Linien aus, die als Gitter über die Erdkugel gelegt werden und Ortsbestimmungen in Länge und Breite zulassen. Der magnetische Nordpol jedoch liegt vom geografischen entfernt, teilweise um die 1000 km. Es heißt: Folgte man der Kompassnadel Richtung Norden, käme man unweigerlich zu diesem Pol, jedoch nicht auf dem kürzesten Weg. Das magnetische Gitter liegt seitlich verzogen über dem Erdball, wie ein schlampig übergestülptes Haarnetz. Nahe der Pole beispielsweise macht es noch eine starke Krümmung. Es gibt zusätzlich innerhalb des Feldes eine Reihe von örtlichen Abweichungen, beispielsweise wenn man über einem Flöz aus Magnetit steht oder wenn man die Kompassnadel einfach durch einen starken Magneten, den man in deren Nähe bringt, ablenkt. Mitunter wird behauptet, Überlandleitungen erzeugten eine weithin spürbare magnetische Abweichung, ebenso Handies. Die Deklination ist nicht statisch. Im November des Jahres 2016 betrug sie in München genau 3° 0′. Das gesamte Magnetfeld wandert im Lauf der Jahrhunderte Richtung Osten.

Das Feld sieht beiderseits, wie man heute weiß, völlig chaotisch aus, wie ein nasser Hund mit strubbeligen Haaren. Der magnetische Strom tritt nicht nur an den Polen aus, sondern weit vorher, als handle es sich um einen stark verkürzten Stabmagneten, der im Inneren der Erde stecke.

Die entsprechenden Sinnesorgane der Tiere begann man erst ab den sechziger Jahren zu erforschen, obwohl sich Züchter von Brieftauben längst über die Herkunft der Navigationsleistungen ihrer Schützlinge im Klaren waren. Bei den Zugvögeln mit Sommer- und Winterquartieren, den Fischen und Meeressäugern, die über weite Strecken schwimmen und präzise ankommen, den Honigbienen oder den Hornissen, die im Dunklen fliegen können, geht man von der Nutzung des Erdmagnetfeldes aus. (Übrigens sind auch bestimmte Bakterien dazu in der Lage.)

Weniger weiß man, wie die Tiere, die es wahrnehmen, die Informationen darüber an ihr Gehirn übermitteln, sie verarbeiten und in Handlungen umsetzen oder welche Störungen auftreten können. Als ich letztes Mal darüber las, konnte ich nicht herausbekommen, wie weit die wissenschaftliche Erforschung der Rezeptoren gelangt war. Anscheinend bereitete die Umwandlung in den elektronischen Impuls, der zum Gehirn führt, den Forschern die größten Schwierigkeiten.

Das Feld sieht beiderseits, wie man heute weiß, völlig chaotisch aus, wie ein nasser Hund mit strubbeligen Haaren. Der magnetische Strom tritt nicht nur an den Polen aus, sondern weit vorher, als handle es sich um einen stark verkürzten Stabmagneten, der im Inneren der Erde stecke.

Die entsprechenden Sinnesorgane der Tiere begann man erst ab den sechziger Jahren zu erforschen, obwohl sich Züchter von Brieftauben längst über die Herkunft der Navigationsleistungen ihrer Schützlinge im Klaren waren. Bei den Zugvögeln mit Sommer- und Winterquartieren, den Fischen und Meeressäugern, die über weite Strecken schwimmen und präzise ankommen, den Honigbienen oder den Hornissen, die im Dunklen fliegen können, geht man von der Nutzung des Erdmagnetfeldes aus. (Übrigens sind auch bestimmte Bakterien dazu in der Lage.)

Weniger weiß man, wie die Tiere, die es wahrnehmen, die Informationen darüber an ihr Gehirn übermitteln, sie verarbeiten und in Handlungen umsetzen oder welche Störungen auftreten können. Als ich letztes Mal darüber las, konnte ich nicht herausbekommen, wie weit die wissenschaftliche Erforschung der Rezeptoren gelangt war. Anscheinend bereitete die Umwandlung in den elektronischen Impuls, der zum Gehirn führt, den Forschern die größten Schwierigkeiten.

Categories: 2014

“all answers are answers to all questions” (Cage)

Vortrag, gehalten in der sogenannten Kulturjurte, einer Art von Nomadenzelt, das auf vorübergehend brachliegenden Flächen in der Stadt errichtet wurde und als interkulturelle Plattform diente.

Der gesamte Text ist im Katalog NÄHERES zu lesen. Hier ein winziger Ausschnitt:

In einer Erzählung, die ich im Jahr 2013 für meine Tochter schrieb, setzte ich ein mit einem Freund erfundenes mathematisches Universum ein, das ich den Bienen und ihren nächsten Verwandten, den Hummeln, zuordnete. Die Bienen schwingen sich von Blüte zu Blüte und diskutieren dabei ständig.

(Die Wissenschaftler wissen durch Zuhilfenahme winziger digitaler Kameras, als befänden wir uns in einem modernen Spionagefilm, dass Bienen ein Ziel nie gerade anfliegen, sondern lange, gewundene Schleifen durch den Raum ziehen.)

Das mathematische Universum, das ich den Bienen zuwies, ist der konjunktivische Zahlenraum. Es ist kein schlampiges Universum, wie man gleich als Verdacht äußern könnte, sondern eines, in dem es heißt: möglicherweise.

„Zwei und zwei wäre gleich vier.“

„Wäre, wenn?“, fragt man.

„Eben“, lautet die Antwort, „ohne wenn.“

Categories: 2014

35° C

Die Temperaturangabe ist der Titel der Ausstellung. 35° C ist eine Annäherung, im Grunde eine obere Grenze. Denn steigt die Stocktemperatur weit darüber hinaus, wird es kritisch und die Bienen setzen einiges in Bewegung, sie fächeln Kühlung und verdunsten Wasser, das sie mit ihren Fühlern verspritzen. Zahlreiche Arbeiterinnen verlassen sogar den Bau, um sich draußen aufzuhalten. Man sieht es an heißen Sommerabenden, wenn die Vorderseiten der Kästen außen mit Bienen bevölkert sind. Man sagt, der Stock habe einen Bart. Wird den Bienen im Stock dauerhaft zu heiß, geben sie ihn endgültig auf. Im Winter schließen sich die Bienen um die Königin zusammen und beheizen sie durch Zittern der indirekten Flügelmuskulatur. (Um die Weisel sollte es mindestens 30° C haben.) So steht es im schlauen Buch und so habe ich es beigebracht bekommen.

Es war das zweite Skulpturenprojekt der Stadt Ebersberg in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Ebersberg. Daraus begründet sich die lange Ausstellungsdauer. Die minimalistische Skulptur konnte etwa ein Jahr lang, bis Ende März 2016, besichtigt werden. Es handelte sich um zwei leere Bienenstöcke aus Styropor, die in einer Nische in der Außenwand des Ebersberger Kunstvereins hockten, hoch oben, dem menschlichen Zugriff entzogen.

Schweb´ wie ein Schmetterling

Stich wie eine Biene

Muhamad Ali

Categories: 2015

Von der Kunst zur Bienenkultur

Vortrag, gehalten im Kunstverein Ebersberg, 2015, anlässlich der Ausstellung 35°. Hier in Auszügen. Der gesamte Vortrag ist enthalten im Katalog NÄHERES

Als ich anfing, an der Akademie zu studieren, fing ich an zu verstehen:

– Der Ausdruck von Befindlichkeit ist unwichtig.

– Die Literatur ist ein reichhaltiger Fundus, aus dem ich mich heute gelegentlich bediene. Die Sprache, mit der man sich in Bildender Kunst ausdrückt, ist völlig verschieden. Ich musste sie erst erlernen. Sie ist mir fremd gewesen. Als Leser scheitert man daran.

Die Welt muss erfunden werden, sie ist das Material.

Ingeborg Bachmann

Das Fass kam zum Überlaufen, als ich die Stirn besaß, im Akademiegarten Bienen zu halten. Unbekannte feindeten mich auf den Gängen an. Nachdem ich die ersten Stiche kassiert hatte, bekam ich damit nicht nur die Immunität gegen Bienengift, sondern gegen Ideologie.

Künstler dürfen alles

„Fair is foul, and foul is fair“, so raunen die Hexen bei Macbeth.

Ich besuchte die Klassenbesprechungen von Daniel Spoerri. Es entstand eine Reihe abenteuerlicher Arbeiten mit tschechischen Blumenpostkarten und Lichterketten. Ich versuchte, Pflanzen in die Kunst hereinzuholen. Ich setzte einen Stempel, auf dem Erotisierung stand, ging spazieren und stempelte Rosenblätter in Münchner Parks. Doch die Pflanzen genügten mir nicht. Ich wollte dahinter sehen. Im Leben mit der Kunst, das ich ab den Neunzigern führte, fehlte mir etwas, das mich bis zur äußersten Grenze – und ich verwende dieses Wort mit Vorsicht – spirituell ansprach. (Ich kann mir nichts vorstellen, das mehr in diese Kategorie passt als Bienen. Aber viele sehen das anders und es geht in dieser Hinsicht nicht ums Recht haben.) Ich hatte Flausen im Kopf.

apicultura ist nicht begrenzt. Einige Facetten habe ich aufgedeckt, die meisten kenne ich noch gar nicht. Obwohl ich keine andere Bezeichnung wüsste, ist es nur ein Name und ich habe ihn beansprucht. Er bietet die Möglichkeit, alles, was ich im Atelier beziehungsweise im Ausstellungszusammenhang veranstalte, darunter zu subsummieren. Inzwischen bin ich dahin gekommen, das Wort für unwichtig zu halten.

apicultura ist die Quelle und der Zielordner.

Categories: 2015

clover leaves

Die Arbeit umfasst sechs ganzseitig gestempelte Blätter aus Finnegans Wake. Das Papier, auf dem ich stempelte, ist in der Proportion um den Faktor 4,3 vergrößert, damit es zu meiner Schrifttype, einer Times in der Versalhöhe von zehn Millimetern passt. Die Papiermaße betragen 96 Zentimeter mal 60 Zentimeter. Ich bevorzugte eine Serifenschrift, da sie bei Büchern üblich ist. Wikipedia weiß: „Als Serife bezeichnet man die (mehr oder weniger) feine Linie, die einen Buchstabenstrich am Ende, quer zu seiner Grundrichtung, abschließt.“ Die Times New Roman wird häufig von Zeitungen verwendet. Zur Times weiß es außerdem, sie sei robust, klar und einfach lesbar sowie im Platzverbrauch ökonomisch. Daher sei sie für schmalspaltige Texte besonders geeignet.

Es entspricht der Regel, dass der Klee in der Natur drei Grundblätter hat. Er gehört zur Gattung Trifolium. Wikipedia in seinem unbeholfenen Deutsch weiß erneut: „Alle Laubblätter sind scheinbar grundständig, aufgrund der liegenden Sprossachse, angeordnet und in Blattstiel sowie Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist bis zu 20 Zentimeter lang. Die Blattspreiten sind dreizählig gefingert. Die Blattfiedern sind bei einer Länge von meist 1 bis 2,5, selten bis 4 Zentimetern ein- bis zweimal so lang wie breit und breit-elliptisch bis verkehrt eiförmig mit gestutztem oder schwach ausgerandetem oberen Ende. Der Blattrand ist fein gezähnt.“

An der Unterseite sind die Laubblätter des weißen Klees, der bei uns ausdauernd und unverwüstlich auf den Wiesen wächst, glatt und seine Blüten duften nach Nektar. In Sizilien pflanzte man bis vor einigen Jahren einen lippenstiftroten Klee an, der von Steinmauern eingefasste Flächen zum Leuchten brachte. Ich vermute, es ist der sogenannte Süßklee, dessen Blütenstand purpurrot ist. Man nennt ihn dort sulla und er duftet nach Honig. Ausgewildert leuchtet er an Straßenrändern. Für die Bienen ist er eine hervorragende Trachtpflanze. Auf Feldern angebaut, wird er als Futterpflanze verarbeitet.

Der rote Klee ist bei uns heimisch, aber seltener und langstielig. Der weiße hingegen sitzt direkt am Boden. Daher wird roter Klee gerade bei häufigem Mähen ständig abgesäbelt. Seine Blüten bestehen aus längeren Röhren und sind entsprechend geeignet für Insekten mit langen Saugrüsseln.

Auf Flächen ohne Honigbienen vermehren sich Solitärbienen (Blattschneider-, Mauer- und Wollbienen) zwei- bis fünfmal besser als auf Arealen, die von Honigbienen besammelt werden.

Categories: 2015