Gelber als Gold
Gemeinschaftsausstellung in der Galerie ERES-Projekte, München
Der Galerieraum, in dem die Ausstellung stattfand, liegt im Museumsviertel, direkt gegenüber des Museums Brandhorst, auf der anderen Straßenseite im Erdgeschoß eines Wohnhauses, das Sep Ruf errichtet hat. Dort befinden sich mehrere Galeriedependancen versetzt zueinander. Sie wirken wie Schubladen mit gläsernen Fronten, die von unten in ein Puppenhaus geschoben sind. Ein Freund, der Architekt ist, hatte in diesem Haus gewohnt und er war nicht glücklich gewesen, als man ihnen den Museumsklotz mit seiner stumpfen Architektur vor die Nase gesetzt hatte.
Den ganzen Sommer über fand ein so genanntes FlowerPower-Festival in München statt. Die regionale Bewegung trägt den albernen Untertitel: München im Blütenrausch. Daran gliederten sich eine Menge Galerien an. Aber nichts davon ist provokant. Mir war nicht klar, was man mit den amerikanischen Sechzigerjahren, auf die sich der Titel bezieht, hier erreichen wollte. Es fühlte sich an wie das Revival eines Revivals eines Revivals, ein zu oft und über Kontinente hinweg wiederbelebter Körper. Es kam mir vor wie eine Schlange, die man daran gehindert hatte, sich zu häuten.
Und ich dachte an das Wattstax-Festival aus dem Jahr 1972, bei dem Isaac Hayes, der an jenem Tag seinen dreißigsten Geburtstag beging, und Rufus Thomas, Carla Thomas, die Staple-Singers, die Bar-Kays und viele andere inmitten eines Sportstadiums in Los Angeles auf einer Bühne standen. Reverend Jesse Jackson kündigte die Sänger an. Dieses Benefiz-Konzert bezog sich auf die Unruhen in der Afro-Amerikanischen Gemeinde in Watts im Jahr 1965. Die Plattenfirma Stax-Records hatte dafür ihre Berühmtheiten versammelt.
Es gibt einen wichtigen Dokumentarfilm darüber. Er beginnt mit dem nächtlichen Aufbau der Bühne. Er zeigt die Menschen, die ins Stadion schlendern, tanzen und sich gelegentlich von der Musik von ihren Plätzen fegen lassen, landet bei Rufus Thomas in kurzer rosa Kleidung und endet bei dem zuletzt eintreffenden Isaac Hayes, der in einem zugezogenen Umhang wie ein Boxer auf die Bühne steigt und ihn dort fallen lässt, und darunter kommt ein Umhang aus goldenen Ketten zum Vorschein. Isaac Hayes steht auf der Bühne und verneigt sich zeremoniell nach allen Seiten.
Dazwischen zeigt der Film den Stand-Up-Comedian Richard Pryor, der an einer Theke sitzt und Witze reißt und erzählt, wie er als Kind von weißen Polizisten Handschellen angelegt bekommen und den Befehl zugebrüllt bekommen hat, sich mit erhobenen Armen an eine Wand zu stellen. Nur war da keine Wand und seine Hände zitterten vor Angst derart, dass die Handschellen, die viel zu groß waren, klirrend zu Boden fielen. Und Jugendliche werden dabei gezeigt, wie sie lachend in einem Raum sitzen und albern und sich aufführen, als seien sie Gangster und Pimps.
Das Festival galt als das „Schwarze Woodstock“.
Der Dokumentarfilm kam 1973 heraus