sculpture sonore
Vorrichtung zum Erzeugen einer Klangskluptur durch Bienensummen.
Cage stellte eines Tages Teeny Duchamp die Frage, ob es wohl sehr aufdringlich sei, ihren Mann zu bitten, ihm das Schachspielen beizubringen. Teeny antwortete lapidar: „Frag ihn.“ Cage fand sich von da an wöchentlich ein und spielte gegen den Meister. Man muss dazu vielleicht wissen, dass Duchamp auf professionellem Niveau spielte. Cage berichtet im Jahr 1992 in seinem letzten Interview, dass er kein einziges Mal gewonnen habe, allerdings nicht, weil es keine Möglichkeit gegeben hätte, sondern weil seine Absicht nicht im Gewinnen lag. Er suchte einfach Duchamps Gesellschaft. Er berichtet außerdem, dass Duchamp darüber erzürnt war. Ich vermute, dass Duchamp ein paar Mal absichtlich eine Öffnung ließ, Cage aber widerstand und nicht in die Lücke vorpreschte. Offenbar unterhielten die beiden sich außerhalb der ausgiebigen Schweigeperioden, die beim Schachspiel üblich sind, über Kunst. Duchamp wurde häufig präsentiert und organisierte Ausstellungen. Er hatte mithilfe des Zufalls komponiert, das war im Jahr 1912 gewesen, dem Geburtsjahr von Cage. Er setzte den Zufall als generierendes Prinzip ein, arbeitete jedoch nicht mit Halmen oder Münzen, also dem I Ging, sondern erfand auf subtile Weise eigene Möglichkeiten. Während Cage die I Ging-Nische besetzte, suchte Duchamp Gegenstände, denen gegenüber er völlig gleichgültig war. In Interviews mit Duchamp steht zu lesen, dass er die Wertschätzung von Cage erwiderte, er erwähnt besonders dessen Humor und die Leichtigkeit, dem Leben und der Kunst zu begegnen.
Erfahrungen wie diese veranlassten mich dazu, Geräuschen zu lauschen, und insbesondere solchen, die man nicht als musikalisch betrachtete. Der letzte dieser Versuche wurde ernsthaft für mich durch Marcel Duchamps Anmerkung über die sculpture sonore verändert, Klänge, die von verschiedenen Orten kommen und bleiben, erzeugen eine Skulptur, die andauert. Das eröffnete den Genuss an jener Art von Geräusch, im Gegensatz zu dem des Straßenverkehrs, da wir diese Art von Geräusch meistens ignorieren. Ich denke, die Tatsache, dass es bleibt, vermindert seine Wichtigkeit. Wohingegen Marcel anmerkt, dass es seine Wichtigkeit erhöht. Er teilt uns mit, dass wir mindestens drei dieser Klangquellen haben müssen und jede von ihnen verschieden, damit wir eine Skulptur bekommen, eine Klangskulptur. Was wahr ist. Wenn man zwei Geräusche hat, hat man nur eine gerade Linie zwischen ihnen; hat man aber drei, bekommt man unausweichlich eine Skulptur, in der man herumgehen kann.
(eigene Übersetzung)