Monat: April 2013

Pfisterbiene

Eines Tages entdeckte ich auf dem Einwickelpapier einer Münchner Bäckereikette eine Biene. Da man das Papier ständig neu druckte und das Motiv von der Größe her veränderte, wurde der Bienenkörper gelegentlich riesig, dann schrumpfte er auf das Originalmaß einer echten Biene oder wurde so klein, dass er kaum ins Auge fiel. Lange prangte sie in sehr hellem Blau, dann wurde sie dunkelblau. Das Papier selbst wirkt sehr einfach und ich begann, mich zu wundern, wie das Brot so lange frisch bleiben konnte. Dann fiel mir auf, dass außen das Bedruckte liegt, und innen ist eine hauchdünne Plastikfolie aufgezogen. Die lässt sich mit etwas Geschick abziehen. Zusätzlich sind alle paar Zentimeter kleine Luftlöcher eingestanzt. Das Brot bleibt lange frisch und ich staunte, wie weit die Kenntnis über dessen Alterungsverhalten fortgeschritten ist.

Nachdem die Folie abgezogen ist, bleibt ein hauchdünnes Papier, es kann höchstens 20 Gramm schwer sein. Beim Aufkleben scheint sofort die Farbe des Untergrundes durch.

Da viele Freunde in München leben und Filialen in direkter Nähe ihrer Wohnungen liegen, bat ich sie, diese Bienen für mich zu sammeln. Daraus entwickelte sich dann beinahe ein Sport. Plötzlich drückten mir Freunde von Freunden, Menschen, die ich gar nicht kannte, kleine Umschläge in die Hand, in denen sich einige ausgeschnittene Bienen fanden. Manche Sammler lernte ich nicht einmal kennen, denn sie ließen unbekannterweise, wenn sie die Gemeinschaftswohnung betraten, ihren Umschlag auf dem Kühlschrank liegen. Es wurde ein Spiel, bis ich eine ganze Schachtel davon füllen konnte, in den verschiedensten Größen und Farben. Danach ließ ich weitersagen, als handle es sich um Stille Post, dass es nun genug sei.

Leabhar Cheanannais

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