senza titolo
Gemeinschaftsausstellung in der Rathausgalerie, München
Im Münchner Rathaus sollte die Abschiedsausstellung für einen rührigen Kulturreferenten stattfinden, der in Rente ging. Alle Künstler, die im Rathaussaal unter seiner Ägide ausgestellt hatten und auffindbar waren, sollten repräsentiert sein. Von diesen Künstlern erstellte wiederum ein anderer, der sich zunächst als Bildhauer verstanden hatte und jetzt Videos drehte, eine knapp hintereinander geschnittene, endlos lange Reihe von Kurzportraits. Der Mann rief mich eines Tages an und wollte mich quasi sofort im Atelier besuchen. Dann rief er erneut an und hatte es sich anders überlegt, weil ihm der Weg aufs Land zu weit war. Er kam in die Münchner Wohnung, wo jedoch kaum Arbeiten lagerten. Er hatte mich aufgefordert, einige Gedanken zu entwickeln, was er in seinem Film zeigen sollte. Danach rückte er mit einer winzigen Kamera an, hatte es furchtbar eilig und wollte eine ganz andere Vorstellung von mir, als die, welche ich mir ausgedacht hatte. „Brauchst du kein Stativ?“, fragte ich. Ich hatte naive Vorstellungen betreffs der Möglichkeiten heutiger Technik. „Diese Kamera kann alles“, antwortete er großspurig. Doch als ich das Ergebnis sah, gelangte ich zu der Ansicht, dass es damit doch nicht so weit her war, und ich dachte: Mein Daumennagel kann mehr als diese technische Miniatur.
Meinem Widerwillen, selber als Person in Erscheinung zu treten, gab er nicht nach, was ich damit konterte, dass ich keinerlei Arbeiten herausrückte, die er abfilmen konnte. Schließlich griff er sich ein Honigglas und hielt es ins Sonnenlicht, und er stöberte ein paar plastische Kleinigkeiten auf, die herumlagen.